Wissenswertes über St. Oswald
Geschichte und Hintergründe
Die St.-Oswald Kirche in Manubach
Die spätromanische Kirche St. Oswald in Manubach wird allgemein als "hervorragendes Beispiel einer alten ländlichen Kirche" bezeichnet.
Ihre Besonderheit liegt in dem sehr schönen gotischen Gestühl, das von dem berühmten Schnitzer Erhard Falckener von Abensberg in Bayern stammt, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Gau Odernheim lebte und im nahen Umkreis und in Kiedrich im Rheingau die Bänke geschaffen hat, die heute noch die Kirchen zieren.
Unsere Manubacher Kirche ist ein schlichter Hallenbau, der für den evangelischen Gottesdienst bestens geeignet ist. Da ihm der Chorraum fehlt, ist das gottesdienstliche Geschehen in die Nähe der Gemeinde gerückt, erhält durch diese Situation seine Prägung und macht daher den reformatorischen Charakter des Gottesdienstes deutlich: Er ist Sache der Gemeinde.
Die Gemeinde wurde im 16. Jahrhundert mit allen Gemeinden des Vierthälergebiets (Vierthäler ist die alte Bezeichnung der vier Talschaften/Gemeinden, die zur Burg Stahleck gehörten) evangelisch. Sie folgt noch heute in ihrem Bekenntnis dem Heidelberger Katechismus, das heißt, sie war und ist eine reformierte Gemeinde.
Der Bau des Gotteshauses erfolgte um 1230. Der Stil ist romanisch. Inmitten des langgestrecken Dorfes Manubach gelegen, bildet sie mit der alten Schule (1832, heute Dorfgemeinschaftshaus), dem alten Pfarrhaus von 1780 und den wunderschönen Fachwerkhäusern an der Schadenbach den ansprechenden Mittelpunkt des Ortes.
Aus der großen Zahl bekannt gewordener Manubacher Pfarrer seien nur zwei genannt: Johannes Scherer (Tonsor) und Wilhelm Oertel (W. O. von Horn).
Johannes Scherer war reformierter Pfarrer zu Manubach, als während des Dreißigjährigen Krieges spanische Truppen das Vierthälergebiet besetzten und sofort mit der Durchführung der Gegenreformation begannen. Überall wurden katholische Mönche und Priester eingesetzt und die Bevölkerung zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen.
Scherer ging in den Untergrund. Er verdingte sich als Knecht in der Mühle zwischen Manubach und Oberdiebach und betreute seine Gemeinde und viele andere im vorderen Hunsrück, er hielt heimlich Gottesdienste, taufte Kinder in den Häusern und reichte das Heilige Abendmahl nach reformatorischem Brauch. Der Wanderpfarrer Johannes Tonsor (so hatte er seinen Namen ins Lateinische übersetzt) hat viel Segen gewirkt. Er war ein Partisan Gottes, der seine Gemeinde als Hirte geweidet hat, ohne auf sich selbst Rücksicht zu nehmen. Nach der Vertreibung der Spanier durch den Schwedenkönig Gustav Adolf kehrte er wieder in sein Pfarrhaus zurück.
Wilhelm Oertel ist hier ebenfalls zu nennen. Er verlebte seine Kindheit als Pfarrerssohn in seinem Geburtsort Horn im Hunsrück, in Bacharach und in Manubach und war später Pfarrer in dieser Gemeinde von 1819 bis 1835.
Er wird der "rheinische Hebel" genannt. Weil er als Wilhelm Oertel in Horn geboren war, nannte er sich als Schriftsteller später W. O. von Horn. Aus seiner Feder stammen mehr als 200 Romane, eine Vielzahl von erbaulichen Erzählungen und der damals in ganz Deutschland bekannte Kalender "Die Spinnstube". Seine Bücher wurden u. a. ins Englische, Französische, Spanische, Russische, Holländische, Ungarische und Schwedische übersetzt. (siehe W. O. von Horn-Archiv)
Wie kam die Kirche zu ihrem Namen?
Zur Zeit ihrer Erbauung wurde in ganz Europa der heilige Oswald hoch verehrt. Seine Gestalt ist zwar legendär, aber auch die Legende kann Hinweis und Aufforderung zu einem christlichen Leben sein.
Oswald wurde um 605 in Nordschottland geboren. Der Königssohn wurde Christ und als König sorgte er für die Ausbreitung des Christentums in seinem Königreich Northumbrien und in ganz Schottland und England. Er war Kämpfer für den Glauben und fiel in einer Schlacht gegen ein heidnisches Heer.
Als evangelische Kirche dient St. Oswald natürlich nicht mehr der Verehrung eines Heiligen. Sie ist Versammlungsstätte der Gemeinde. Aber das Vorbild der um ihres Glaubens willen Gestorbenen, der Kämpfer für die Sache des
Evangeliums, ist nach wie vor bedenkenswert.
P. Schneider, Pfr. i. R.